Die Stadt Straßburg, mit ihrer schwankenden Geschichte zwischen Frankreich und Deutschland, ist heute die « Hauptstadt » von Europa und liegt außerdem an der Grenze. Deshalb fahren wir nach Straßburg, um die Grenzen dort durch Architektur zu untersuchen. Was ist aber eigentlich eine Grenze ? Mit Grenzen geht es um eine Trennung zwischen Kulturen, Sprachen und Ländern. Wenn man es weiss, kann man sich fragen, ob die Architektur heute noch  eine solche Grenze darstellt. Wir werden mit der Untersuchung der Zeichen der Geschichte in der Architektur der Stadt anfangen. Dann interessieren wir uns für die verschiedenen Viertel und Architekturstile in der Stadt. Abschliessend behandeln wir den Begriff der geöffneten und geschlossenen Grenzen.

 

Die Geschichte von Straßburg war weder komplett französisch noch komplett deutsch. Da sie an der Grenze liegt, hat die Stadt die Veränderungen der Grenzen nur hinnehmen müssen. Nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870-1871 wird die Stadt das Reichsland des Deutschen Reiches. Bis 1918 bleibt die Stadt unter deutscher Kontrolle. Das Ziel der Deutschen war so sehr wie möglich die Stadt zu einer mächtigen, dynamischen und gebildeten deutschen Hauptstadt eines Reichlands zu machen. Deswegen werden viele Schulen im Zentrum Starssburgs gebaut. Unter denen wurde die Kaiser-Wilhelms Universität gegründet und vom Jahr 1879 bis zu dem Jahr 1884 gebaut. Der Anstifter dieser Gründung war der Architekt Otto Warth. Das Gebäude wurde im Stil der Neu-Renaissance gebaut, mit Rundbögenfenstern, Säulen und an der Mauer gehängten Steinfiguren. Seine Architektur ist dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv ähnlich und wird von der Technischen Hochschule in Berlin, die 1877 gegründet worden ist, beeinflusst. Der Neu-Renaissance-Stil war damals in Deutschland sehr verbreitet, aber nicht so viel in Frankreich. Andere Schulen von Straßburg werden zu dieser Zeit in einem Neu-Renaissance-Stil gebaut, sowie die Foch-Schule (1890), die Robertsbau-Schule (1902), das Lycée international des Pontonniers (1903) und die Camille-Claus-Schule (1906). Das Sängerhaus ist auch ein Beweis des Einflusses der Deutschen in Straßburg. Dieses im Neue-Kunst-Stil gebaute Gebäude wurde für die Straßburger Männergesangverein gegründet und beweist, dass Deutschalnd einen sehr starken Einfluss im Bereich der Architektur in Straßburg hatte. Im Gegensatz dazu sind auch viele Gebäude mit französischem Einfluss gebaut, denn nach dem Ersten Weltkrieg nimmt Frankreich das Elsass zurück. Der typische Architekturstil ist der klassische Stil, mit einfachen Fassaden. Allerdings merkt man durch die Veränderungen der Grenzen und seine deutsch-französische Geschichte, dass Deutschland Straßburg sehr stark beeinflusst hat.

Allerdings hat Deutschland auch die Stadt anders beeinflusst, und zwar was die Urbanisierung und die Viertel betrifft. Neustadt, auch als Deutsches Viertel oder Kaiserliches Viertel bekannt, ist die Erweiterung der Stadt Straßburg, die von den deutschen Behörden während der Zeit der Übertragung von Elsass-Lothringen durchgeführt wurde. Neustadt liegt nördlich und nordöstlich der Großen Insel (Grande-Ile de Strasbourg), dem historischen Zentrum der Stadt. Sein Bau, von den Jahren 1880 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges, ermöglichte es Straßburg, seine Fläche zu verdreifachen. Es gibt viele wichtige Gebäude und Viertel: der Bahnhof und die Boulevards, der Gericht-Bezirk und der Hagenau-Platz, der Contades-Bezirk, die Sankt-Helene Insel, die Kaiserachse, der Orangerie-Bezirk und der Schwarzwaldsektor-Sternwarte. Straßburg hatte im Jahr 2015 795.839 Einwohner im französischen Teil und 1.189.086 Einwohner mit dem deutschen Teil miteinbezoegn. Straßburg ist auch zu einem Symbol der deutsch-französischen Aussöhnung und ganz allgemein der europäischen Integration geworden. Da das Elsass lange Zeit zwischen germanischem (deutschen) und französischem Einfluss geteilt war, ist diese Region in beide Kulturen eingetaucht. Dies zeigt sich in der Nahrung (z. B. Brezel), in den Straßennamen, die sowohl ins Französische als auch ins Elsässische, eine im Elsass gesprochene Sprache germanischen Ursprungs, übersetzt werden. Sie zeigt sich auch an den vielen deutschen Gebäuden und der großen Zahl der Deutschen in der Stadt.

In diesen Gebäuden kann man eine Mischung der Kulturen sehen, aber es wäre falsch zu sagen, dass die Grenze immer geöffnet war. Manche Gebäude zeigen die Rolle der Stadt als Grenzkontroller, oder die ganz neue Eröffnung dieser Grenze. Zu denen fällt die Europabrücke. Diese 1960-geöffnete Brücke sichert die Vernetzung von Deutschland und Frankreich. Mehr als 31000 Kraftfahrzeuge fahren täglich durch die Brücke über den Rhein. Ihr Name ist ein Symbol der durch die EU gewonnenen deutsch- französichen Freundschaft. Das europäische Parlament sitzt nämlich in Straßburg, das deshalb eine wichtige Rolle in Europa bekommt. Lass uns nicht vergessen, dass Europa die Grenzen geöffnet hat. Die moderne Architektur des Parlaments zeigt eine Globalisierung der Stile, die grenzenlos wirkt. Im Gegensatz dazu zeigt das 1358-gebaute alte Kaufhaus eine Sperrung der Grenze und eine Kontrolle des Handels. Die Straßburger Währung wurde nämlich dort geschlagen. Das aktuelle Gebäude ist ein Wiederaufbau vom Jahr 1965. Mit gleichem Ziel wurden die Stadtmauern gebaut. Zudem gehören, zum Beispiel, der Staudamm vonVauban und die „Ponts couverts“, 1688 und 1250 gebaut. Diese beiden Werke sollten Straßburg von Deutsche oder Französischen Angriffen verteidigen. Wir können dann sagen, dass die Grenze, egal ob geöffnet oder gesperrt, durch die Architektur immer sichtbar ist.

 

Zusammenfassend stellt die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich noch heute eine Grenze, die aber heute geöffnet erscheint. Manche Gebäude, wie das europäische Parlament oder die Europa-Brücke, zeigen eine Idee der Grenzenlosigkeit, aber andere Gebäude, wie die Stadtmauern, zeigen eine geschlossene Stadt, die sich vor dem deutschen Einfluss verteidigen wollte. Man kann aber bemerken, dass es der Stadt gescheitert ist, weil die Architektur Straßburgs von dem Neu-Renaissance-Stil und einem eklektischen Stil geprägt worden ist. Ob diese multikulturelle Architektur den Straßburgern gefällt, kann man sich fragen sowie, ob diese Stadt eine deutsch-französische Identität durch Architektur bekommen hat.