Nicole FONTAINE (Lisa, Manon)

Nicole Fontaine, die von 1999 bis 2002 zweite Präsidentin des Europäischen Parlaments war, war zudem eine überzeugte Politikerin und eine engagierte Verfechterin Europas. Sie hat vor allem die Einführung des Euros überwacht und sich für eine Reform der Arbeitsmethoden des Europäischen Parlaments eingesetzt, um die Institution den Bürgern näher zu bringen. Sie war grundsätzlich eine sehr wichtige Persönlichkeit in Europa und einige ihrer Projekte sind auch heute noch Herausforderungen für unsere Gesellschaft. Wir können uns daher fragen: „Inwiefern sind die Projekte, die Nicole Fontaine während ihrer politischen Laufbahn durchgeführt hat, auch heute noch Herausforderungen für Europa?“

 

Nicole Fontaine wurde am 16. Januar 1942 in Grainville-Ymauville in der Normandie geboren und hat in Rouen Jura studiert. Dann studierte sie an der Science Po Paris und nahm an den Aufständen von Studenten und Arbeitern im Jahre 1968 teil. Sie beobachtete diese Aufstände sehr aufmerksam und sagte später, dass durch diese Demonstrationen ein Wandel in der französischen Gesellschaft stattgefunden hat. Diese Aufstände sind der Ausgangspunkt ihrer politischen Karriere im Europäischen Parlament, denn Nicole Fontaine beobachtet vor allem die Unzufriedenheit der Bevölkerung und ihr war es wichtig, eine Lösung für diese Unzufriedenheit zu finden, um den Bürgern zu helfen. Sie wird als große Verhandlungsführerin und Diplomatin bezeichnet.

Frau Fontaine begann ihre Karriere im Generalsekretariat für das Katholische Bildungswesen. Dann war sie von 1975 bis 1981 Mitglied des Hohen Rates für Nationale Bildung und von 1980 bis 1984 Mitglied des Wirtschafts- und Sozialrats. Im Juni 1984 wurde sie schließlich in das Europäische Parlament gewählt. Sie war Mitglied der Europäischen Volkspartei (EVP), welche 1976 gegründet wurde und eine rechte und mitte-rechts-europäische politische Partei ist. Sie ist christlich-demokratisch und liberal-konservativ inspiriert. Nicole Fontaine wurde 1999 zur Präsidentin des Europäischen Parlaments gewählt und wurde somit die zweite weibliche Präsidentin des Europäischen Parlaments. Sie setzt sich für die Bürger Europas ein und konzentriert sich insbesondere auf die Bildung der Jugendlichen und die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern. Sie war zudem eine sehr überzeugende Politikerin und eine starke Befürworterin Europas.

Während Fontaines Präsidentschaft hat sich vieles verändert. Zum Beispiel entwickelten sich neue Möglichkeiten für Studenten und Europa wuchs als Union durch eine immer stärkere Zusammenarbeit und es erzielten sich somit immer mehr Vorteile für die Europäer. Während ihrer Amtszeit brachte sie außerdem die Präsidenten des israelischen und des palästinensischen Parlaments zusammen, unterzeichnete die Charta der Grundrechte der Europäischen Union, begrüßte den afghanischen Kommandant Massoud und begleitete die Einführung der einheitlichen Währung. Ihr Austausch mit Kommandant Massoud und den afghanischen Frauen ist « einer der Bewegendsten » ihrer Präsidentschaft. Sie machte sich Sorgen um das Schicksal der afghanischen Frauen und war schockiert über die Erzählungen der Frauen, die aus Kabul geflohen sind. Frauenrechte waren Nicole Fontaine sehr wichtig und somit kämpfte sie sogar noch für die Rechte der Frauen, nachdem sie kein Mitglied des Parlaments mehr war. So leitete sie zum Beispiel von 2004 bis 2005 die Scelle-Stiftung ein, die sich gegen sexuelle Ausbeutung einsetzt. Des Weiteren, erkannte sie auch die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in der Politik in einem Interview aus dem Jahr 2017 an und ermutigte junge Frauen in der Politik, immer weiter für eine gute Position und Respekt zu kämpfen. Als zweite weibliche Präsidentin des Europäischen Parlaments symbolisiert Nicole Fontaine außerdem die Frau als starkes und unabhängiges Geschlecht.

 

   Nicole Fonaine als Präsidentin des europäischen Parlaments          

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 Nicole Fontaine mit Ahmad Shah Massoud, afghanischer Politiker

Einige der Herausforderungen, mit denen sie während ihrer Zeit im Parlament konfrontiert war, sind auch heute noch aktuell, insbesondere die Situation der Frauen in Afghanistan. Seit die Taliban, eine bewaffnete islamistische Gruppe, die Kontrolle über Kabul zurückerobert haben, wird die Lage für die afghanischen Frauen immer komplizierter. Wir besuchten das Weltfriedensforum in Caen und konnten uns verschiedene Debatten zur Lage in Afghanistan anhören. Wir haben mehr über die Situation der Frauen in dem Land entdeckt: Mädchen gehen seit mehreren Tagen nicht in die Schule, Frauen dürfen keine bunte Kleidung tragen, gut riechen oder keine lärmenden Schuhe tragen… Somit ist die Situation der Frauen in Afghanistan immer noch eine Herausforderung. Die Situation in Afghanistan ist ein wichtiges Thema für das heutige Europa, weil sie wichtige diplomatische Fragen aufwirft, insbesondere die Frage der Menschenrechte. Nicole Fontaine wurde bereits mit ihren Problemen konfrontiert und es war für sie von größter Bedeutung.

Zudem sind Frauenrechte und die Gleichberechtiguung zwischen Männern und den Frauen ein großes Thema in unserer Gesellschaft: Es gibt immer Unterschiede zwischen den Gehältern der Frauen und der Männer und es gibt stereotypische Männerberufe wie Mechatroniker und stereotypische Frauenberufe wie Krankenschwester. In unserer Gesellschafft werden viele Maßnahmen getroffen, um die Geschlechterungleichheit zu bekämpfen, wie zum Beispiel die Frauenquote oder die Departements Wahlen in Frankreich, bei denen sich die Kandidaten  im Tandem mit einem Mann und einer Frau präsentieren. Trotz dieser Bemühungen bleibt die Gleichberechtigung der Männer und der Frauen auch heute noch eine Herausforderung. Gleichstellungsfragen werden auch auf europäischer Ebene in Fortführung der Projekte von Nicole Fontaine behandelt. Im März 2020 stellte die Europäische Kommission zum Beispiel ihre Strategie für die Gleichstellung von Frauen und Männern für die Jahre 2020-2025 vor, mit der die Probleme der Geschlechterungleichheiten angegangen werden sollen, so wie z.B. die Lohngefälle, die geschlechterspezifische Gewalt und der Zugang zu bestimmten Beschäftigungen, sowie den Erwerb von Verantwortung und höherer Positionen im Beruf.

 

2002 verließ Nicole Fontaine das Europäische Parlament, wurde aber 2004 wieder ins Parlament gewählt. Sie schrieb auch viele Bücher über die EU. Nicole Fontaine starb am 17. Mai 2018 im Alter von 76 Jahren. Sie hat in ihrem Leben mehrere Preise wie die Robert-Schuman-Medaille und die Kommandeursmedaille des Nationalen Verdienstordens bekommen.

 

Schlussendlich können wir sagen, dass Nicole Fontaine eine wichtige Frau für Europa war. Sie war die zweite weibliche Präsidentin des Europäischen Parlaments und hat viele Projekte durchgeführt, die die Gesellschaft verändert haben. Sie kämpfte insbesondere für die Menschenrechte und die Gleichberechtigung der Männer und der Frauen.

Nicole Fontaine war des Weiteren auch Professorin an der ESCP Europe und hat mehrere Bücher über ihre Arbeit im Europäischen Parlament geschrieben. Sie beteiligte sich aktiv an der Debatte der Verbesserung der Europäischen Union und dies auch noch in den letzten Jahren ihres Lebens. Kurz vor dem britischen EU-Referendum im Juni 2016 veröffentlichte sie darüber hinaus auch das Buch „Brexit: une chance ?- repenser l’Europe“. In diesem Buch entwickelt sie ihre Meinung zu der Beziehung von Großbritannien und der EU. Ebenso teilte sie in einem Interview über jenes Buch aus dem Jahr 2017 ihren Standpunkt zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU. Sie kritisierte in diesem Interview auch die fehlerhafte Handhabung der Migrations- und Finanzkrise und sagte, dass in der EU das Gefühl herrscht, dass es keinen wirklichen Wegweiser für Europa gibt und die EU somit ihre Werte verliert. Für Nicole Fontaine ist das Vereinigte Königreich, das von Beginn an kein Teil der EU sein wollte, ein Hindernis für den Fortschritt der EU. Ihrer Meinung nach wird die Europäische Union durch den Brexits besser vorankommen. « Ist der Brexit wirklich eine Chance für Europa? »

Das europäische Parlament: ein Symbol für Nicole Fontaine

Das europäische Parlament ist in Straßburg an der Allée du Printemps. Es gibt eine Straßenbahnhaltestelle namens „Parlement européen“ die mit der Linie E oder dem Bus H der Linien 6,30 und 72 an der Bushaltestelle „Droits de l’Homme“ zu erreichen ist. Die Öffnungszeiten sind morgens von 9:30 bis 12:00 Uhr und von 13:00 bis 18:00 Uhr. 

 Das Europäische Parlament wurde 1952 gegründet. 1979 wurde die Zahl der Abgeordneten erhöht, die direkt von den Bürgern für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt werden.

Das EU-Parlament ist das einzige direkte gewählte Organ der Europäischen Union. Die Abgeordneten debattieren und stimmen über Themen ab, die uns alle betreffen. Sie verabschieden Rechtsvorschriften, um den Alltag der europäischen Bürger zu verbessern. Es gibt insgesamt 705 Abgeordneten. Das europäische Parlament hat die legislative Macht, das Haushaltsgesetz und kontrolliert die Arbeit der anderen EU-Institutionen. Es vertritt die 500 Millionen Bürgerinnen und Bürger der EU und spielt eine wichtige Rolle bei der Wahl der Europäischen Kommission.

   Das europäische Parlament

Nicole Fontaine war die zweite weibliche Präsidentin des europäischen Parlaments, in welchem sie arbeitete. Sie hat im Europäischen Parlament die Präsidenten des palästinensischen und des israelischen Parlaments getroffen und den Vizepräsidenten Afghanistans, Kommandant Ahmad Shah Massoud, im Jahr 2001 nach Straßburg eingeladen, um über die Lage in seinem Land zu sprechen. Drei Frauen, die aus Kabul geflohen sind, kamen erneut auf Einladung des Europäischen Parlaments als Zeugen. 

 

Das Europäische Parlament ist außerdem ein symbolischer Ort für Nicole Fontaine, da dort das Louise-Weiss-Gebäude steht, welches Nicole Fontaine 1999 während ihrer Präsidentschaft zusammen mit dem damaligen französischen Präsidenten Jacque Chirac eingeweiht hat. . Das Gebäude wurde im Vorgriff auf die Erweiterungen der Europäischen Union 1995 und 2004 gebaut, um Platz für bis zu 1000 Abgeordnete zu bieten. Es trägt den Namen Louise Weiss, die eine französische Journalistin und Politikerin war und die die gleichnamige Stiftung ins Leben gerufen hat, um ihr Engagement für die europäische Einheit und die Friedenswissenschaften auszuweiten. Bei unserem Besuch im Parlament konnten wir viele Fotos sehen, die die Einweihung dieses Gebäudes mit Jacques Chirac und Nicole Fontaine zeigen. Auf einem dieser Fotos sehen wir zum Beispiel Jacques Chirac und Nicole Fontaine mit einer Europaflagge vor der Gedenktafel zur Einweihung des Louise-Weiss-Gebäudes. Es ist eine wichtige Veranstaltung des Europäischen Parlaments, an der Nicole Fontaine teilgenommen hat.

                       Amtseinführung des Louise Weiss Gebäudes